Ein Platz im Museum of Modern Art
Raster, das klingt beinahe engstirnig. Aber nur, wenn es falsch interpretiert wird. Nach der Lesart von USM Haller gibt der Rahmen den äußeren Halt, für den Inhalt ist dann jeder selbst verantwortlich – Denken im System liegt wie die Individualität in der Natur des Menschen. Denn gerade die Konsequenz der Rastermänner Schärer und Haller schafft und prägt das Zusammenspiel mit Räumen, anderen Möbelformen und der Gebäudegestaltung. Der modulare Baukasten hat es bis in die permanente Designsammlung des Museum of Modern Art in New York geschafft.
„Jeder Mensch hat die Chance, Kunstwerke zu erzeugen. Ich habe das Bauen gewählt, um mich selbst und alles, was geschieht, zu verstehen.“ Fritz Haller
Vom Punkt zur Linie zur Fläche.
Die wichtigsten, bis heute unveränderten Bauteile sind die eingangs erwähnte Metallkugel, ein glanzverchromtes 19-Millimeter-Rohr und eine rechteckige, pulverbeschichtete Blechplatte. Die Kugel besitzt in sechs Richtungen eine Bohrung mit Gewinde, daran lassen sich die Rohre über einen ausgeklügelten Keil unsichtbar verbinden – das geniale mechanische Geheimnis des USM-Möbelbausystems Haller.
Die Verkleidungselemente in 14 Farben und die Ergänzung durch Glas und perforiertes Metall erzeugen in Kombination die schiere Unendlichkeit. Alle Produktinnovationen werden nach dem Grundsatz der „Rückwärtskompatibilität“ entwickelt – damit wird sichergestellt, dass jedes neue Systemteil in bestehende Strukturen integriert werden kann.
Zeitloses Design funktioniert aber nur dann, wenn Material und Verarbeitung Langlebigkeit garantieren. Hochpräzise Verarbeitung und erstklassige, widerstandsfeste Ausgangsmaterialien stehen dabei im Vordergrund.
Die entsprechenden Lacke für das Stahlblech von USM kamen schon früh vornehmlich von Wörwag. Da hatten sich zwei Firmenchefs gefunden, die überzeugt waren, bei ihren Produkten keine Kompromisse eingehen zu wollen. Wörwag setzt auf langfristige Beziehungen, die Partnerschaft wird heute von der Unternehmenstochter All-Chemie intensiv gelebt.
USM bleibt dem Standort Schweiz treu und investiert permanent in effiziente Herstellungsverfahren. Denn: keine Konstanz ohne Erneuerung, keine Kontinuität ohne Innovation. So ist auf dem USM-Areal in diesem Jahr eine neue Pulverbeschichtungsanlage entstanden, sie wird momentan noch auf die richtigen Parameter eingestellt. Das technische Schmuckstück liegt unterirdisch im Anschluss an die bestehenden Hallen, was sich positiv auf Temperaturschwankungen und Staubentwicklung auswirkt. Außerdem – USM wäre nicht USM – entsteht noch Zusatznutzen: Obendrauf sind Mitarbeiterparkplätze entstanden, auf dem Platz der ehemaligen Pulverbeschichtungsanlage kann die Fabrikation ausgedehnt werden.
Wie die Einrichtung, so der Mensch? Durch ihre Klarheit lassen sich USM-Möbelbausysteme unaufdringlich mit jeder Stilrichtung kombinieren und in jegliche Raumgestaltung einfügen, auch wenn sich Abläufe und Gewohnheiten ändern. Längst hat der Klassiker Einzug in unterschiedlichste Wohnwelten gehalten.
Reduce to the max, Reduktion ist zur globalen Lebensphilosophie geworden. Angeblich kann der Mensch auf 80 Prozent aller Dinge verzichten – und würde genauso gut zurechtkommen. Aber sicher nur dann, wenn das restliche Fünftel richtig durchdacht ist. Qualität und Nutzen schaffen Klassiker. Der Porsche 911, im gleichen Jahr geboren wie die USM-Idee, ist auch so ein Beispiel, entwickelt nach dem berühmten Gedanken, dass die Form der Funktion folgt. Klassik und Evolution müssen keine Gegensätze sein. Fritz Haller hat als Vermächtnis einen Leitsatz hinterlassen: „Jeder Mensch hat die Chance, Kunstwerke zu erzeugen. Ich habe das Bauen gewählt, um mich selbst und alles, was geschieht, zu verstehen.“ Am Ende ist alles eine Frage des Prinzips.
Regina Neubauer
schätzt den direkten Kontakt zu den Kunden, den sie als Leiterin Kundenlabor Pulverlack hat. Zudem hält sie fest: „Als ich mich 1997 für die Stelle bei Wörwag entschieden habe, war die familiäre Atmosphäre im Betrieb ausschlaggebend.“
Text: Elmar Brümmer
Fotos: Helke Rodemeier, USM Möbelbausysteme, Jos Schmid