Ein Tag wie kein anderer

Ein Tag wie kein anderer

Heute hier, morgen dort. Außendienstler sind viel und lang unterwegs. Die Kunden legen Wert auf den direkten Kontakt zu Wörwag. Neben Fachwissen erfordert dies Offenheit sowie eine große Portion
Flexibilität. finish ist mitgefahren.

Für Büroarbeitsplätze empfiehlt die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung eine Mindestfläche von acht Quadratmetern. Verglichen mit dem Einsatzgebiet von Lars Fischer geradezu winzig.

Sein Wirkungskreis ist fast zehn Milliarden Mal so groß! Er umfasst Nordrhein-Westfalen, Hessen, Rheinland-Pfalz und das Saarland. Fischer arbeitet bei Wörwag im Vertriebsaußendienst.

Als einer von zwölf Account-Managern betreut er Autohersteller und Zulieferer, die von Wörwag Nass- und Pulverlacke sowie Lackfolie beziehen.

„Früher wurden die Kunden nach Gebieten aufgeteilt“, erklärt der 46-Jährige. „Man hatte mit mehreren Branchen zu tun. Doch dann organisierte die Firma den Außendienst nach Geschäftsfeldern um.“

Dadurch wuchsen die Entfernungen. Der Kundenkontakt von Angesicht zu Angesicht ist jedoch unerlässlich. Projekte wollen gemeinsam geplant, Erfahrungen ausgetauscht, etwaige Probleme gelöst werden. Mag der Weg noch so weit sein. Fischers bislang längste Anreise dauerte siebeneinhalb Stunden.

Der Job verlangt ein Höchstmaß an Flexibilität. Kein Tag verläuft wie der andere

Was im Gegenzug Freiräume schafft. Acht Stunden im Büro, das käme für keinen Außendienstler infrage. „Die Abwechslung, das Reisen und das größtenteils autarke Arbeiten – das macht die Tätigkeit aus“, bestätigt Fischer. Ebenso obligatorisch ist solides Fachwissen.

Beim Kunden geht es mitunter ans Eingemachte. Fischer gehört dem Unternehmen mittlerweile 17 Jahre an. Seit 2011 ist der gelernte Lacklaborant, Techniker und Betriebswirt im Vertrieb.

Das technische Kundenmanagement unterstützt die Account-Manager von Stuttgart aus. Bei Bedarf kommen die Kollegen zum Kunden mit.

09:00

Was nach normalem Arbeitsbeginn klingt, ist für Fischer eine Ausnahme. Da es heute von Wuppertal aus ins nahe Düsseldorf geht, kann Fischer relativ spät aufbrechen. „Je nachdem, wo ich hinfahre, muss ich schon um halb fünf raus.“ Erste Verabredung: am Düsseldorfer Bahnhof zwei Kollegen abholen. Um halb elf ist bei Daimler die sogenannte Regelkommunikation in großer Runde angesetzt.

Bevor Fischer den Motor seines Dienstwagens anlässt, schlägt er im Kalender nach, was heute außer den Ortsterminen noch ansteht. Neben der Daimler-Runde und einem Gespräch
beim Industrielackierer KSK gilt es, sich unterwegs der Anliegen weiterer Zulieferer wie Montaplast, Schröder, Wayand oder Dura anzunehmen.

09:08

Kaum auf der A 46, klingelt schon das Telefon. Über die Freisprechanlage kommuniziert Fischer ständig mit Kunden oder Kollegen.

09:50

Bahnhof Düsseldorf, Anruf bei den Stuttgartern: Der Zug hat 15 Minuten Verspätung. Er kommt erst um Viertel vor elf an. Zeit für einen Kaffee und das eine oder andere Telefonat.

10:45

Die Kollegen sind da. Fischer begrüßt Eleonora Rösch, Key-Account-Managerin, und den Leiter der Abteilung Decklacke, Sevastos Kavanozis. Auf dem Weg zum Daimler-Werk gehen sie noch einmal die wichtigsten Punkte der Tagesordnung durch.

Am Ziel wird Tobias Hummert dazustoßen, der Leiter der Abteilung Basislacke.

11:30

Bei Daimler. Für den Kleintransporter „Sprinter“ liefert Wörwag Basis- und Decklacke. Damit deren Auftrag perfekt gelingt, berät Thomas Bajor, ein Anlagentechniker von Wörwag, die Lackierer in der Fabrik.

Unterdessen tauschen sich Experten beider Unternehmen in der Regelkommunikation über die Lacke und deren Verwendung aus.

13:15

Auch das gehört dazu: Auf der Autobahn, diesmal in Richtung Geilenkirchen, steht Fischer wie so oft im Stau. Aus der Ruhe bringt ihn das schon lange nicht mehr: „Auf allen Touren plane ich Puffer ein, damit ich auch bei dichtem Verkehr überall rechtzeitig ankomme.“

Die Zwangspause nutzt er, um eine Kollegin anzurufen.

14:25

Zum Glück ging es gleich weiter. So bleibt vor der nächsten Besprechung Zeit, sich beim Bäcker im Geilenkirchener Industriegebiet zu stärken.

15:00

Beim Lackierer KSK geht Achim Derdak, der technische Leiter, mit Fischer die laufenden Projekte durch. Der mittelständische Betrieb beschichtet Fahrzeuganbauteile.

Normalerweise hätte Stephan Fuchs, technischer Kundenmanager bei Wörwag, ebenfalls am Gespräch teilgenommen. Allerdings fällt er heute aus.

16:05

Kurz vor dem Termin erreichte den Außendienstler ein Notruf aus Stuttgart. Man hatte KSK einen falschen „Hobbock“ geliefert.

Kein Problem: Fischer packt den 25-Liter-Versandeimer kurzerhand ins Auto und sichert ihn ordnungsgemäß. Da er ohnehin bald in die Zentrale muss, nimmt er ihn gleich mit.

16:15

Mit einem halben Zentner Farbe im Kofferraum geht es auf den Heimweg nach Wuppertal.

Unterwegs berichtet Fischer dem Kollegen Fuchs, wie der Termin bei KSK gelaufen ist und was es nach Fuchs’ Rückkehr ins Büro zu erledigen gibt.

17:45

Fischer kommt zu Hause an. Doch der Feierabend muss noch warten. Erst wollen die beiden Termine nachbereitet, E-Mails beantwortet und der nächste Arbeitstag geplant werden. Morgen steht ein Kundenbesuch in Idar-Oberstein in Rheinland-Pfalz an.

Es wird also deutlich früher losgehen als heute. Aber mit das Schönste an seinem Beruf ist für Fischer ja, dass kein Tag verläuft wie der andere.

Ein Tag wie kein anderer.

Text: Thorsten Schönfeld

Fotos: Petra Stockhausen