Nahaufnahme Motor Zum Anfassen

Zum Anfassen

Auch der Motorraum ist längst eine Spielwiese der Autodesigner. Doch an kaum einer Stelle im Fahrzeug stehen lackierte Bauteile dermaßen unter Stress.

Der Sinn für Schönheit differiert auch hier. Verständlich. Was soll am Motorraum denn schön sein? Und wie definiert sich Ästhetik in diesem Fall „Ich bin kein Bastler“, gesteht Axel Wolf, Kundenbetreuer für Decklacke. „Ich will nur wissen, wo das Öl reinkommt und wie ich Bremsflüssigkeit nachfülle, ohne sie zu verschütten.“

UV-Lackspezialist Fred Wagner hingegen kennt die Bastler: „Manche stehen auf vergoldete Teile oder bauen Leuchtdioden ein.“ Nadine Hochlinger vom Farbdesign postuliert: „Perfekt ist, wenn Funktion und Optik zusammenpassen.“

Und Ramona Baumgärtel, Leiterin des Entwicklungslabors Decklacke, fügt hinzu: „Wenn man auf einen Motor schaut und Teile entdeckt, die mit unserem Lack beschichtet sind, ist man schon stolz.“

Technische Nüchternheit war gestern. Längst ist der Motor weder allein für Nerds interessant noch ist es einzig im Premiumsegment ein Verkaufsargument.

Automobildesigner sind stets auf der Pirsch nach neuen Ideen. Kunststoffteile mit aufgeprägtem Logo, metallisch glänzende Schläuche oder Blenden in Wunschfarbe sind nur einige der Anfragen, die regelmäßig bei Wörwag eintreffen.

Vor Jahren schon wurden Druckschläuche in Ferrari-Rot ebenso mit Wörwag-Lack beschichtet wie die Ringe des Audi-Markenzeichens.

Komplette Produktpalette gefragt

Knackpunkte sind stets die Temperaturbeständigkeit, oft der Korrosionsschutz, bei Kunststoffteilen die Haftung sowie die Resistenz gegen Schmiermittel und Benzin. „Wir liefern seit vielen Jahren Metallic-Einschichtlacke, beispielsweise für Motorraumabdeckungen, die die Spezifikationen verschiedener Automobilhersteller erfüllen und die Kunststoffteile technisch, metallisch aussehen lassen“, so Baumgärtel. Derzeit entwickelt Wörwag einen Lack für eine Motorraumabdeckung aus Kunststoff.

Gefragt ist am Motor die gesamte Produktpalette von Nasslacken im Ein- oder Mehrschichtaufbau auf Wasser- oder konventioneller Basis über UV-Lack bis zu Pulver. Neuester Trend: Strukturlack mit Haptik. Ein Motor zum Anfassen? Wolf zuckt mit den Achseln: „Bei meinem Auto muss der Motorraum klein sein, damit kein Marder reinpasst.“

Wörwag Lacke

Nadine Hochlager und Fred Wagner

Autodesigner sind ständig auf der Pirsch nach neuen Ideen. Das Prüfen der technologischen Umsetzbarkeit ist oft erst der zweite Schritt.

Nadine Hochlinger und Fred Wagner befassen sich jeweils aus anderen Gründen mit Motoren. In der Entwicklung bei Wörwag ist die Chemieingenieurin Hochlinger seit 2013 für Design zuständig: „Akzentfarben auch im Motorraum einzusetzen, ist innovativ. Das Zusammenspiel aus Technik und farblicher Gestaltung finde ich spannend.“ Wagner arbeitet seit 1987 im Unternehmen. Das Hauptprodukt des Lacktechnikers ist der UV-Lack. Wagner: „Damit werden unter anderem Motorblöcke, Ölfilter und Gelenkwellen beschichtet.“

Text: Benjamin Baumann

Fotos: Image Source / Alamy, Boris Schmalenberger